"Krise hat uns nicht besonders geschadet", Luc Frieden au sujet de la place financière luxembourgeoise.

Handelsblatt: Wie hat das Großherzogtum Luxemburg die jüngste Finanzkrise überstanden?

Luc Frieden: Gut. Der Staat hat bei zwei systemisch relevanten Banken mit Kapital und Garantien eingegriffen, so dass der Finanzplatz Luxemburg in seiner internationalen Dimension nicht gelitten hat. Wir sind europäischer Führer im Private-Banking wie im internationalen Fondsgeschäft geblieben. Dies wird sich auch nach der Finanzkrise nicht ändern.

Handelsblatt: Welche Schadensbilanz stellen Sie als Finanzminister auf?

Luc Frieden: Ich sehe keinen substantiellen Schaden. Die in Luxemburg ansässigen Banken waren sehr wenig in den hochriskanten Finanzgeschäften aktiv, weil sie oft Tochterinstitute ausländischer Banken sind. Der Staat wird nach der Krise seine Kapitaleinlagen aus den erwähnten Banken abziehen.

Handelsblatt: Die führenden Industrie-und Schwellenländer, die G20, ziehen gegen Finanzplätze mit striktem Bankgeheimnis zu Felde. Was tut Luxemburg?

Luc Frieden: Die Methode der G20 und der OECD haben wir nicht begrüßt, weil die international übliche Konsultation mit den betroffenen Staaten nicht stattgefunden haben. Mit dem Resultat der G20 können wir aber leben. Wir haben infolge der G20 wie auch andere Finanzplätze unsere Doppelbesteuerungsabkommen abgeändert. Inzwischen haben wir 19 Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, die mit dem OECD-Musterabkommen übereinstimmen - also Informationsaustausch auf Anfrage vorsehen.

Handelsblatt: Wird Luxemburg nicht letztlich das Quellensteuersystem durch den Informationsaustausch ersetzen müssen?

Luc Frieden: Wir akzeptieren die Beschlüsse der G20. Die G20 haben sich jedoch nicht für einen automatischen Informationsaustausch ausgesprochen. Im Übrigen denken wichtige mit uns konkurrierende Finanzplätze nicht daran, sich einer Verpflichtung zum Informationsaustausch zu unterwerfen. Davon können wir uns gerade auf der Reise der Luxemburgischen Delegation in Asien überzeugen, so hier in Singapur.

Handelsblatt: Wie will Luxemburg die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes sichern?

Luc Frieden: Wir werden die Rahmenbedingungen europakonform verbessern. Beispielsweise werden wir die Vermögensverwaltung nicht ersetzen, sondern diese durch hochspezialisierte Produkte und Dienstleistungen attraktiver machen. Dabei werden wir die grenzüberschreitende Dimension immer im Auge behalten. Es gibt viele Länder, die eine Diversifizierung geographisch und produktmäßig suchen. Und da hat Luxemburg mehr zu bieten als auf den nationalen Markt ausgerichtete Volkswirtschaften. Das werden wir in enger Zusammenarbeit mit der Finanzindustrie entwickeln. Wir stellen großes Interesse in anderen Weltregionen an dem einzigartigen Angebot von Finanzdienstleistungen am Finanzplatz Luxemburg fest.

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